Warum kleine Denkveränderungen große Wirkung haben – im Coaching, im Team und in der Führung

Inspi­riert von Adam Grant

Wie oft bestä­tigst du unbe­wusst nur das, was du ohne­hin glaubst?
Wie häufig wertest du eine Meinung ab, nur weil sie dir „falsch” erscheint?

Und wann war das letzte Mal, dass du eine Idee, die dir auf den ersten Blick absurd vorkam, wirk­lich durch­dacht hast?

Hier eine einfa­che Empfeh­lung (in Anleh­nung an Adam Grant):

Sei 10 % skep­ti­scher gegen­über dem, was du sowieso schon glaubst. Und 10 % wohl­wol­len­der gegen­über dem, was du spon­tan ablehnst.

Dieses schein­bar kleine Gedan­ken­ex­pe­ri­ment verän­dert alles – nicht nur deine Haltung, sondern auch die Quali­tät von Diskus­sio­nen, Entschei­dun­gen und persön­li­chen Entwick­lun­gen.

Denkgewohnheiten sind wie Lieblingssessel

Du sitzt gerne in bekann­ten Denk­mus­tern – bequem, vertraut, sicher. Und wenn jemand deine Meinung heraus­for­dert, lehnst du dich oft nicht neugie­rig nach vorn, sondern zurück. Oder du fährst gleich die (meist unsicht­ba­ren) Schutz­schilde hoch.

Adam Grant nennt das den Unter­schied zwischen dem Anwalt und dem Entde­cker in deinem Kopf:

Der Anwalt vertei­digt, was du schon glaubst.

Der Entde­cker fragt sich: Was könnte ich über­se­hen?

Das 10-Prozent-Prin­zip hilft dir, vom Anwalt zum Entde­cker zu werden – ohne dass du gleich alles infrage stel­len musst. Es ist keine Einla­dung zur Belie­big­keit, sondern zur intel­lek­tu­el­len Demut.

Ein Prinzip für kluge Menschen – die klüger werden wollen

Intel­li­genz ist nicht, alles zu wissen.
Intel­li­genz ist die Fähig­keit, das eigene Denken zu hinter­fra­gen.

In seiner Arbeit mit Unter­neh­men, Führungs­kräf­ten und Teams zeigt Adam Grant immer wieder: Gerade die kompe­ten­tes­ten Menschen sind am stärks­ten gefähr­det, sich in ihren eige­nen Über­zeu­gun­gen zu verir­ren. Warum? Weil Kompe­tenz mit Selbst­si­cher­heit einher­geht. Und die wird leicht zur Arro­ganz.

Die gute Nach­richt: Bereits 10 % mehr Offen­heit können einen echten Unter­schied machen. Du musst nicht gleich deine ganze Welt­an­schau­ung ändern – es reicht, eine Tür zu öffnen.

Coaching bedeutet: Menschen helfen, neue Türen zu sehen

Für Coaches, Trai­ner und Bera­ter bietet das 10‑Prozent‑Prinzip eine wunder­bar einfa­che Inter­ven­tion:

Es macht Klien­ten nicht klein, sondern neugie­rig.

Es wirkt nicht beleh­rend, sondern befrei­end.

Es ist nicht ankla­gend, sondern einla­dend.

Ob in Einzel­coa­chings, Team­work­shops oder Führungs­kräf­te­ent­wick­lung – wer dieses Prin­zip inte­griert, trai­niert nicht nur Denken, sondern Verlern­kom­pe­tenz. Und genau die brauchst du in einer Welt, in der Verän­de­rung die einzige Konstante ist.

Vier konkrete Anwendungsbeispiele

1. Im Coaching-Gespräch

Wenn ein Klient sagt: „So bin ich halt.”, könnte deine Frage lauten:

„Was wäre, wenn 10 % daran verän­der­bar wären – was würde sich in deinem Leben ändern?”

2. In Teams

Statt zu fragen „Was stimmt nicht?”, könn­test du sagen:

„Welche 10 % dieser unge­wöhn­li­chen Idee könn­ten viel­leicht doch funk­tio­nie­ren?”

3. In der Selbstreflexion

Schreibe eine Liste mit Dingen, bei denen du dir ganz sicher bist – und dann über­legst du bei jedem Punkt: Was würde ich anders sehen, wenn ich 10 % unsi­che­rer wäre?

4. In der Führung

Bei Entschei­dun­gen nicht nur nach Konsens suchen, sondern bewusst nach Wider­spruch fragen:

„Was spricht gegen meinen Vorschlag – und was könnte ich daraus lernen?”

Intellektuelle Demut als Haltung

Das 10‑Prozent‑Prinzip fördert deine Fähig­keit, Ambi­va­lenz auszu­hal­ten, Perspek­tiv­wech­sel zu üben und dein eige­nes Denken weiter­zu­ent­wi­ckeln. Es schützt dich vor Über­heb­lich­keit und Grup­pen­blind­heit. Und es hilft dir dabei, emotio­nale Intel­li­genz mit kogni­ti­ver Offen­heit zu verbin­den.

In einer Zeit, in der soziale Medien Echo­kam­mern schaf­fen und Pola­ri­sie­rung zunimmt, ist dieses Prin­zip ein leiser, aber kraft­vol­ler Gegen­vor­schlag: nicht dogma­tisch, sondern dialo­gisch. Nicht laut, sondern lern­be­reit.

Fazit: Die Kunst, sich selbst zu überraschen

Adam Grants Prin­zip ist nicht nur für smarte Menschen mit Hang zur Besser­wis­se­rei geeig­net – sondern für alle, die wach­sen wollen, ohne sich zu verbie­gen.

Im Coaching heißt das:

nicht gegen­hal­ten, sondern einla­den.

nicht beleh­ren, sondern inspi­rie­ren.

nicht kämp­fen, sondern forschen.

Denn die besten Fragen entste­hen oft nicht aus Sicher­heit – sondern aus einem klei­nen, neugie­ri­gen Zwei­fel.

Und genau der kann der Anfang von echter Verän­de­rung sein.


Über Adam Grant:
Orga­ni­sa­ti­ons­psy­cho­loge, Whar­ton-Profes­sor, Best­sel­ler­au­tor („Think Again”, „Hidden Poten­tial”) und Podcast-Host von WorkLife. Seine Forschungs­ar­beit dreht sich um Neuden­ken, Team­dy­na­mik und mensch­li­ches Poten­zial.


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