“Der Beruf gibt den meis­ten von uns eine klare Rolle … Zu Hause mögen wir uns noch so verlo­ren vorkom­men, bei der Arbeit wissen wir, wer wir sind und was wir zu tun haben.”
– Pierre Mornell

Die Uniform ist eine Rüstung. Die Visi­ten­karte ist dein Ausweis. Die To-Do-Liste ist deine Land­karte. Die Arbeit bietet ein klares Spiel­feld. Jeder kennt seine Posi­tion, die Regeln sind (meis­tens) klar, und am Ende des Tages gibt es ein mess­ba­res Ergeb­nis. Es ist ein siche­rer Hafen vor der chao­ti­schen See des Privat­le­bens, in der es keine Beför­de­run­gen und Quar­tals­ziele gibt.

Diese Klar­heit ist verlo­ckend. Sie ist so bequem, dass wir die Rolle oft gar nicht mehr able­gen. Wir sind auch nach Feier­abend noch der Mana­ger, der Bera­ter, die Projekt­lei­te­rin. Wir opti­mie­ren unse­ren Haus­halt und mana­gen unsere Bezie­hun­gen. Die Rolle wird zur Iden­ti­tät. Eine Iden­ti­tät, die uns von außen gelie­hen wird – vom Arbeit­ge­ber, von der Gesell­schaft.

Doch eine gelie­hene Iden­ti­tät ist eine zerbrech­li­che Sache. Sie kann dir jeder­zeit entzo­gen werden. Durch eine Kündi­gung, durch den Ruhe­stand, durch eine Krise, die alles auf den Kopf stellt. Das ist der Moment, in dem die Lich­ter im Büro ausge­hen und du allein im Dunkeln stehst, ohne die vertraute Land­karte in der Hand.

Was bleibt von dir übrig, wenn du die Visi­ten­karte abge­ben musst?