“Das Bewusstsein und das volle Erleben, wie tief du wirklich in der Patsche steckst, bewirken letzten Endes deine Heilung.”
– Frederick S. Perls
Der erste Reflex, wenn wir merken, dass etwas grundlegend schiefläuft: die Suche nach dem schnellen Ausweg. Wir wollen Lösungen, nicht Probleme. Wir lesen Ratgeber, schmieden Pläne, reden uns ein, dass es schon nicht so schlimm ist. Wir streichen die Wände im Wohnzimmer neu, während das Wasser im Fundament steigt.
Dieser Satz von Perls ist eine Absage an jede Form der spirituellen oder mentalen Umgehungsstraße. Er sagt: Die Heilung beginnt nicht mit dem ersten Schritt aus dem Schlamm heraus, sondern mit dem Moment, in dem du aufhörst, so zu tun, als stündest du nicht bis zum Hals darin. Es ist die radikale Akzeptanz des “Ist-Zustandes” in seiner ganzen ungeschönten Hässlichkeit.
Das volle Erleben bedeutet, die Kälte des Wassers zu spüren. Die Angst anzuerkennen, die der Anblick auslöst. Den Gestank des Stillstands wahrzunehmen. Erst diese schonungslose Bestandsaufnahme beendet den kräftezehrenden Kampf der Verdrängung. Sie ist der schmerzhafte, aber einzig wirksame Punkt, von dem aus eine echte Veränderung überhaupt erst möglich wird.
Welchen kleinen, sauberen Teil deines Lebens polierst du gerade fieberhaft, um nicht auf den großen, unordentlichen Haufen blicken zu müssen?