Manchmal wirkt es so einfach: Wir setzen eine klare Kennzahl, messen den Fortschritt – und schon geht es voran. Doch der britische Ökonom Charles Goodhart hat gezeigt, warum genau das oft schiefgeht.
Sein Satz ist heute als Goodharts Gesetz bekannt:
„Sobald eine Kennzahl zum Ziel wird, hört sie auf, eine gute Kennzahl zu sein.“
Was Goodharts Gesetz bedeutet
Kennzahlen sollen die Realität abbilden. Sobald sie jedoch zum Hauptziel werden, beginnen Menschen (und Organisationen), ihr Verhalten so anzupassen, dass die Zahl gut aussieht – selbst wenn das eigentliche Ziel darunter leidet.
Beispiele
- Eine Schule misst Leistung nur an Noten → Schüler lernen für Tests, nicht fürs Verständnis.
- Ein Unternehmen misst Servicequalität an Bearbeitungszeit → Mitarbeiter arbeiten schneller, aber weniger gründlich.
Warum das passiert
Menschen sind kreativ, wenn es darum geht, Ziele zu erreichen – vor allem, wenn davon Boni, Anerkennung oder Druck abhängen. Das Problem: Die Kennzahl wird optimiert, nicht die Wirklichkeit dahinter.
Goodharts Gesetz im Coaching und in der Führung
Im Coaching und in der Führung erinnert uns das Gesetz daran, dass wir nicht nur auf Zahlen starren sollten. Statt nur messbare Ziele zu setzen, lohnt es sich, auch qualitative Kriterien zu berücksichtigen:
- Welche Verhaltensänderung wollen wir wirklich sehen?
- Dient die Kennzahl noch dem Ziel – oder ist sie zum Selbstzweck geworden?
- Gibt es mehrere Indikatoren, um ein vollständigeres Bild zu bekommen?
Wie man Goodharts Gesetz umgeht
- Kennzahlen regelmäßig überprüfen
- Mehrere Messgrößen kombinieren, statt nur eine Zahl zu verfolgen
- Offene Gespräche führen über die Bedeutung hinter den Zahlen
Fazit: Zahlen sind Wegweiser, keine Wahrheit
Goodharts Gesetz ist eine Erinnerung daran, dass wir Ziele nicht mit Messinstrumenten verwechseln dürfen. Eine Zahl kann ein wertvoller Indikator sein – solange sie nicht das einzige ist, worauf wir schauen.
Buchtipp
Ein Buch, das Goodharts Gesetz explizit als eine von vielen Denkfallen beschreibt, ist „Die 7 Ausreden der Unternehmen“ von Ingrid Gerstbach. Dort wird das Gesetz als eine wichtige Erkenntnis vorgestellt, die bei der Führung und in Organisationen beachtet werden muss.