Hochsensibilität in der Arbeitswelt: Ein oft übersehenes Potenzial

Etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen gelten als hoch­sen­si­bel bzw. hoch­sen­si­tiv veran­lagt. Sie nehmen Reize inten­si­ver wahr, verar­bei­ten Infor­ma­tio­nen tiefer und verfü­gen über eine ausge­prägte Empa­thie, ein star­kes Gerech­tig­keits­emp­fin­den und oftmals auch über eine gewisse Hell­füh­lig­keit. In der Arbeits­welt blei­ben diese beson­de­ren Eigen­schaf­ten jedoch häufig unbe­merkt oder werden sogar miss­ver­stan­den. Statt als Ressource zu gelten, werden sie oftmals als Schwä­che inter­pre­tiert: “zu emotio­nal”, “nicht belast­bar genug”, “nicht durch­set­zungs­stark”. Dabei zeigen aktu­elle Studien und Erfah­rungs­be­richte aus der Praxis: Hoch­sen­si­ble Menschen sind in der rich­ti­gen Arbeits­um­ge­bung äußerst leis­tungs­fä­hig, loyal, voraus­schau­end krea­tiv und somit echte High Perfor­mer. Auch als Führungs­kräfte sind HSP (Highly Sensi­tive Persons) für Unter­neh­men äußerst wert­voll, wenn ihre Stär­ken rich­tig einge­setzt werden.

Wenn Reizflut zur Belastung wird

In moder­nen Arbeits­um­ge­bun­gen domi­nie­ren Hektik, Dauer­erreich­bar­keit und Reiz­viel­falt. Für hoch­sen­si­ble Perso­nen bedeu­tet das oft eine perma­nente Reiz­über­flu­tung. Der stän­dige Lärm­pe­gel im Groß­raum­büro, die Viel­zahl paral­le­ler Aufga­ben und der emotio­nale Anspruch in der Kommu­ni­ka­tion ermü­det sie schnel­ler als andere. Viele Hoch­sen­si­tive kämp­fen mit Erschöp­fung, inne­rer Unruhe und dem Gefühl, den Anfor­de­run­gen nicht gerecht zu werden – obwohl sie fach­lich oft über­durch­schnitt­lich kompe­tent sind.

Was Unternehmen jetzt tun können

Führungs­kräfte, die für das Thema Hoch­sen­si­bi­li­tät bzw. Hoch­sen­si­ti­vi­tät aufge­schlos­sen sind, können einen entschei­den­den Beitrag zur Gesund­heit und Moti­va­tion hoch­sen­si­bler Mitar­bei­ten­der leis­ten. Dazu gehört:

  • Reiz­arme Arbeits­be­din­gun­gen schaf­fen: Einzel­bü­ros, geräusch­arme Zonen oder Home­of­fice-Möglich­kei­ten helfen HSP, konzen­triert zu arbei­ten.
  • Trans­pa­rente und wert­schät­zende Kommu­ni­ka­tion pfle­gen: Hoch­sen­si­ble sind beson­ders empfäng­lich für Zwischen­töne und unaus­ge­spro­chene Konflikte.
  • Sinn und Wert vermit­teln: Viele HSP arbei­ten beson­ders enga­giert, wenn sie den Sinn ihrer Arbeit verste­hen und sich mit den Werten des Unter­neh­mens iden­ti­fi­zie­ren können.
  • Feed­back bewusst gestal­ten: Authen­ti­sches Lob wirkt moti­vie­rend, Kritik sollte konstruk­tiv und mit Fein­ge­fühl geäu­ßert werden.

Hochsensible in Führungspositionen: Stärke durch Feinheit

Nicht nur unter Mitar­bei­ten­den, auch unter Unter­neh­me­rIn­nen, Führungs­kräf­ten und Mana­ge­rIn­nen finden sich viele hoch­sen­si­ble Menschen. Ihre Fähig­keit, komplexe Zusam­men­hänge schnell zu erfas­sen, empa­thisch zu führen und ethisch zu handeln macht sie zu wert­vol­len Entschei­dungs­trä­gern. Doch der Preis ist hoch: Hoch­sen­si­ble Führungs­kräfte stehen häufig unter enor­mem inne­rem Druck, weil sie allen gerecht werden möch­ten – Mitar­bei­ten­den, KundIn­nen, Vorge­setz­ten. Sie neigen zu Perfek­tio­nis­mus, Selbst­zwei­feln und stel­len hohe Anfor­de­run­gen an sich selbst.

Hinzu kommt die stän­dige Erreich­bar­keit, die ihnen kaum Rege­ne­ra­ti­ons­pha­sen erlaubt. Viele berich­ten von dem Gefühl, “nicht abschal­ten zu können” und mental immer in Bewe­gung zu sein. Hier ist profes­sio­nelle Beglei­tung gefragt.

Wie Coaching hochsensible Menschen stärken kann

Ein auf Hoch­sen­si­bi­li­tät spezia­li­sier­tes Coaching setzt genau dort an, wo sensi­ble Menschen sich oft allein gelas­sen fühlen. Es bietet Raum zur Selbst­re­fle­xion, hilft beim Aufbau gesun­der Gren­zen und zeigt Möglich­kei­ten auf, wie Hoch­sen­si­bi­li­tät als Ressource genutzt werden kann – statt als Belas­tung.

Themen im Coaching können sein:

  • Selbst­re­gu­la­tion und Stress­be­wäl­ti­gung im Führungs­all­tag
  • Umgang mit Reiz­über­flu­tung und stän­di­ger Erreich­bar­keit
  • Entwick­lung eines stim­mi­gen, authen­ti­schen Führungs­stils
  • Abgren­zung und Nein-Sagen ohne Schuld­ge­fühle
  • Stär­kung des Selbst­werts und der eige­nen Entschei­dungs­si­cher­heit

Gerade für hoch­sen­si­ble Führungs­kräfte ist Coaching oft der einzige Raum, in dem sie sich ohne Maske zeigen dürfen und wo sowohl ihr feines Gespür als auch ihre Erschöp­fung Platz haben.

Kulturwandel beginnt beim Erkennen

Der bewusste Umgang mit Hoch­sen­si­bi­li­tät ist nicht nur ein Thema für Einzel­per­so­nen, sondern auch ein Aspekt zukunfts­fä­hi­ger Unter­neh­mens­kul­tur. Wenn Orga­ni­sa­tio­nen erken­nen, dass Viel­falt nicht nur Geschlecht, Herkunft und Alter meint, sondern auch Tempe­ra­ment, Wahr­neh­mung und Reiz­ver­ar­bei­tung, entsteht Raum für neues Denken. Und für eine Arbeits­welt, in der auch die leisen Stär­ken zählen.

Unterstützung finden

Sie sind Führungs­kraft, Mana­ge­rIn oder Unter­neh­me­rIn und erken­nen sich in diesen Beschrei­bun­gen wieder? Oder Sie möch­ten Ihre hoch­sen­si­blen Mitar­bei­ten­den geziel­ter unter­stüt­zen? Dann kann ein profes­sio­nel­les Coaching ein wert­vol­ler erster Schritt sein.

Auf der Platt­form Coachverzeichnis.com finden Sie spezia­li­sierte Coaches, die Hoch­sen­si­bi­li­tät nicht nur verste­hen, sondern gezielt beglei­ten können. Für mehr Selbst­füh­rung, mentale Klar­heit und einen Umgang mit Sensi­bi­li­tät, der Stärke statt Schwä­che bedeu­tet.

Sensibilität kann einfach und zuverlässig mit kurzen Tests gemessen werden.

Auf der Inter­net­platt­form sensitivityresearch.com, einem Portal für hoch­sen­si­ble Menschen sowie Pädago­gen, Eltern, Prak­ti­ker und Forscher finden sich verschie­dene kosten­freie Sensi­bi­li­täts­tests. Dort werden Selbst­tests für Erwach­sene, für Kinder und ein Test, den Lehrer verwen­den können, um Schü­ler zu bewer­ten, ange­bo­ten.