“Ehrlich­keit ist eine stär­kere Medi­zin als Mitleid, das zwar trös­ten kann, jedoch oft auch mit Täuschung verbun­den ist.”
– Gretel Ehrlich

Dein Kollege erzählt dir zum drit­ten Mal, warum sein Projekt geschei­tert ist. Die Umstände, das Team, die fehlen­den Ressour­cen. Du nickst verständ­nis­voll. Sagst: “Das ist wirk­lich schwie­rig für dich.” Fühlst dich gut dabei.

Aber was, wenn dein Mitleid ihn genau dort fest­hält? Was, wenn du ihm mit deinem Trost die Erlaub­nis gibst, weiter­zu­ma­chen wie bisher?

Mitleid fühlt sich warm an. Es verbin­det. Es ist leicht zu geben und schön zu empfan­gen. Ehrlich­keit dage­gen kratzt. Sie verlangt Mut von beiden Seiten. Sie riskiert den Moment für etwas Größe­res.

Die Frage ist nicht, ob du mitfüh­lend sein sollst. Die Frage ist: Dienst du der Person wirk­lich, wenn du ihr die Wahr­heit vorent­hältst? Wenn du sie in ihrer Geschichte bestärkst, statt sie heraus­zu­for­dern?

Manch­mal ist das größte Geschenk nicht “Ich verstehe dich”, sondern “Ich sehe etwas, das du viel­leicht über­se­hen hast.”

Wo hältst du Menschen mit deinem Mitleid klein, statt ihnen mit deiner Ehrlich­keit zu dienen?