Hochsensibilität als Mama und Coach – dank Human Design zu mehr emotionaler Klarheit
Hochsensibilität ist für viele Menschen Fluch und Segen zugleich. Mit einem sensitiven Empfinden nimmt man sämtliche Gefühle und Stimmungen seiner Umwelt sehr feinfühlig wahr. Als Coach und Mutter von zwei Kindern weiss ich, wie sehr diese Fähigkeit einerseits bereichernd, aber auch herausfordernd sein kann.
Mit meinen damals 36 Jahren hat mir Human Design eine neue Welt im Umgang mit meinen Emotionen eröffnet. Bis dahin wusste ich, dass mich viele Situationen schnell zu Tränen rühren – die Verlobung einer besten Freundin, die tragische Lebensgeschichte einer fremden Person oder Happy Ends in Trickfilmen. Besonders im Familienalltag mit den Kindern war ich plötzlich einer neuen Dimension an Gefühlen ausgesetzt. Ich fragte mich in dieser emotionalen Achterbahn unzählige Male: “Wieso kriege ich es als Mama einfach nicht hin, gelassener zu bleiben?”
Zu dieser Zeit las ich mein erstes Buch über Human Design und dort stand: “[…] mit einem undefinierten Emotionszentrum gehören 98% der Gefühle, die du wahrnimmst, nicht zu dir.” Wie jetzt – gehören NICHT zu mir?
Von da an durfte ich meine Perspektive um 180 Grad wenden: Sämtliche Therapie- und Coachinggespräche, in denen ich lernte “meine” Emotionen zu regulieren, konnten nicht die gewünschte Ausgeglichenheit bringen, weil das, was ich fühlte, gar nicht zu mir gehörte.
Dieser eine Satz brachte alles ins Rollen: Es folgte die Selbständigkeit als Coach und eine intensive Vertiefung in die Mechanismen des Emotionszentrums.
Das Sender-Empfänger-Prinzip
Human Design bildet für mich seither die Basis, die es zu entdecken gilt, bevor man Strategien im Umgang mit Hochsensibilität entwickelt. Betrachtet man eine Human Design Grafik, so findet man dort neun Zentren (Drei- und Vierecke), die entweder definiert (farbig) oder undefiniert (weiss) sind. Dies wiederum zeigt, ob man in einem dieser Zentren Sender oder Empfänger von Energien ist.
Diese Unterscheidung war für mich unglaublich befreiend, zeigte sie mir doch zum ersten Mal, dass ich mit meinem undefinierten Emotionszentrum die Gefühle von Anderen empfange und es nicht meine eigenen sind. Mein Lernfeld beinhaltet, Gefühle aus dem Aussen wahrzunehmen, sie zu spiegeln und danach wieder loszulassen.
Gerade im Familienalltag ist das Wissen um das Sender-Empfänger-Prinzip Gold wert. Als Mutter zeigte es mir, dass ich bei meinen Kindern einen Perspektivenwechsel vollziehen und ihnen einen anderen Umgang mit Gefühlen beibringen darf. Denn als Sender von Emotionen dürfen sie lernen, ihre Gefühle anzunehmen und auszuleben. Es geht also um die Fähigkeit, dass sie ihre emotionalen Wellen surfen dürfen. Dieses neue Verständnis veränderte nicht nur, wie ich in emotionalen Situationen als Empfänger reagiere, sondern auch, wie ich meine Kinder darin begleite.
Mama-Sein zwischen Emotionen und Verständnis
Als Mama von Kleinkindern war ich plötzlich und ständig einem emotionalen Auf und Ab ausgesetzt. Dank meinem Human Design war mir klar, dass ich mich zurückziehen darf, um mich von heftigen Emotionen abzugrenzen – doch ein Kleinkind kann unmöglich einen Wutanfall alleine verarbeiten. Dass hieß für mich jeweils: mein Bedürfnis nach Rückzug muss warten. Je länger ich jedoch fremden Gefühlen ausgeliefert war, desto anstrengender wurde es für mich und stellte jeweils eine Gratwanderung dar zwischen den eigenen Bedürfnissen nach Rückzug und emotionaler Abgrenzung und meinen Kindern Halt zu geben und zu zeigen, dass sie ihre Gefühle fühlen dürfen.
Strategien und Grenzen aus dem Human Design-Alltag
Human Design ist für mich keine abgeschlossene Methode, sondern es bildet die Grundlage für individuelle und nachhaltige Lösungen im Umgang mit Emotionen. Dies können Strategien sein, um Emotionen wahrzunehmen und zu verarbeiten (Sender) oder um sie loszulassen und sich abzugrenzen (Empfänger). Nicht nur im Familienalltag kann dieses Wissen unterstützend eingesetzt werden. Es eignet sich an allen Orten, wo Menschen zusammenkommen, Gefühle entstehen oder verarbeitet werden.
Bewusstsein schafft Sicherheit
Human Design hat mir geholfen, meine eigenen emotionalen Mechanismen zu verstehen. Ich fühle mich heftigen Gefühlen nicht mehr machtlos ausgeliefert, sondern differenziere ganz gezielt, was von wem kommt. Seit ich weiß, dass ich die Emotionen meines Umfelds wahrnehme, kann ich mich gezielter abgrenzen und wirkungsvolle Methoden im Umgang mit Emotionen anwenden, die wirklich zu mir passen. Mein Mama- und Coaching-Alltag hat sich seitdem maßgeblich verändert. Ich kann emotionale Situationen meiner Kinder wie auch meiner Kunden bewusst begleiten und mich dennoch gezielt abgrenzen.
Dieses Bewusstsein verschafft mir den Vorteil zu realisieren, wann ich Gefahr laufe, von fremden Gefühlen mitgerissen zu werden. Dann hilft mir mein „Notfall-Affirmation“ (und viele weitere Methoden), um bei mir zu bleiben – während ich mein Kind im Arm halte und ihm erlaube, seine Emotionen zu durchfühlen. Dieses neue Verständnis gibt mir Sicherheit – und meinen Kindern das Gefühl, dass sie mit all ihren Emotionen richtig sind.
Emotionen zeigen ist wahre Stärke
Und was, wenn es mit dem Gelassen-Bleiben während eines Wutausbruchs einmal nicht klappt?
Den Anspruch an Perfektion loslassen und die positiven Aspekte hervorheben. Indem ich als Erwachsene (Sender, wie auch Empfänger) Wut empfinde und das auch zeige, bekomme ich die Chance, meinen Kindern vorzumachen, wie man damit umgehen kann. Wenn ich zum Beispiel ein Kissen schlage oder in ein Küchentuch schreie, erhalten sie die Möglichkeit, dies zu beobachten und beim nächsten Mal gleichzutun. Die Kinder lernen, dass sie ihre Gefühle ausdrücken dürfen – und zwar so, dass niemand zu schaden kommt.
Mein Wunsch
Besonders im Umgang mit Kindern ist es mein Herzenswunsch, dass sich alle Menschen wieder erlauben, ihre eigenen Emotionen zu zeigen. Indem wir sie ehrlich benennen, lernen unsere Kinder, dass Gefühle Teil des Lebens sind und einen Platz verdient haben. Besonders hochsensible Kinder profitieren davon, denn sie nehmen ohnehin alles wahr. Wenn wir als Erwachsene offen dazu stehen, was wir gerade fühlen, können sie unterscheiden, welche Emotion zu wem gehört. So entwickeln sie ein gesundes emotionales Bewusstsein, das weit über die Kindheit hinausgetragen wird. Ganz nach meinem Motto: