Gefühle spie­len eine zentrale Rolle in unse­rem Leben. Sie beein­flus­sen, wie wir denken, handeln und mit ande­ren inter­agie­ren. Dennoch werden sie im Coaching oft vernach­läs­sigt, zuguns­ten kogni­ti­ver Ansätze oder stra­te­gi­scher Ziel­ori­en­tie­rung. Das Neuro­af­fek­tive Bezie­hungs­mo­dell (NARM) zeigt, dass das bewusste Arbei­ten mit Gefüh­len ein Schlüs­sel für tief­grei­fende und nach­hal­tige Verän­de­rung ist – beson­ders im Coaching.

Warum Gefühle im Coaching wichtig sind:

  1. Gefühle als Signale: Gefühle sind nicht “gut” oder “schlecht” – sie sind Signale, die uns wich­tige Infor­ma­tio­nen über unsere Bedürf­nisse, Werte und Gren­zen liefern (Dama­sio, 1999). Im Coaching geht es darum, diese Signale wahr­zu­neh­men und zu verste­hen.
  2. Gefühle und Hand­lungs­mus­ter: Viele unse­rer Hand­lun­gen sind von unbe­wuss­ten emotio­na­len Reak­tio­nen geprägt. Indem wir diese Gefühle bewusst machen, können wir auto­ma­ti­sche Muster durch­bre­chen und neue Hand­lungs­spiel­räume schaf­fen (Schore, 2003).
  3. Selbst­re­gu­la­tion: Der bewusste Umgang mit Gefüh­len fördert die Fähig­keit zur emotio­na­len Selbst­re­gu­la­tion – eine Kern­kom­pe­tenz für Führungs­kräfte und Chan­ge­ma­ker (Siegel, 2012).

Wie NARM mit Gefühlen arbeitet:

NARM fokus­siert darauf, Gefühle im Hier und Jetzt zu erfor­schen, ohne sie zu analy­sie­ren oder zu bewer­ten. Dabei geht es nicht nur um die Wahr­neh­mung von Gefüh­len, sondern auch um die Erfor­schung der Bezie­hung zu diesen und den damit verbun­de­nen Schutz­stra­te­gien und Iden­ti­täts­mus­ter. Ziel ist es, die Verbin­dung zu sich selbst zu stär­ken und ein authen­ti­sches Erle­ben zu ermög­li­chen, indem emotio­nale Vervoll­stän­di­gung geför­dert wird.

Ein zentra­ler Aspekt von NARM ist die Arbeit mit dem Span­nungs­feld zwischen zwei Grund­be­dürf­nis­sen:

  1. Das Bedürf­nis nach Verbin­dung zu ande­ren und zu sich selbst.
  2. Das Bedürf­nis nach Schutz, Zuge­hö­rig­keit und Auto­no­mie.

Wenn diese Bedürf­nisse in Konflikt gera­ten, entwi­ckeln wir Schutz­stra­te­gien, die uns später blockie­ren können. Das bewusste Arbei­ten mit diesen Dyna­mi­ken kann tiefe, nach­hal­tige Verän­de­run­gen bewir­ken.

Wissenschaftliche Grundlagen:

  • Gefühle und Entschei­dungs­fin­dung: Laut Anto­nio Dama­sio sind Gefühle essen­zi­ell für gute Entschei­dun­gen, da sie uns mit unse­ren Erfah­run­gen und Werten verbin­den (Dama­sio, 1999).
  • Emotio­nale Regu­la­tion: Allan Schore betont die Rolle der emotio­na­len Regu­la­tion für die Entwick­lung von Resi­li­enz und Bezie­hun­gen (Schore, 2003).
  • Neuro­wis­sen­schaf­ten: Daniel Siegel zeigt, dass die bewusste Wahr­neh­mung von Gefüh­len neuro­bio­lo­gi­sche Verän­de­run­gen bewir­ken kann, die Selbst­re­gu­la­tion und Klar­heit fördern (Siegel, 2012).

Warum das für Coaching wichtig ist:

Coaching, das Gefühle einbe­zieht, geht über ober­fläch­li­che Ziel­er­rei­chung hinaus.

Es ermög­licht:

  • Klar­heit und Authen­ti­zi­tät: Wer seine Gefühle versteht, kann authen­ti­scher handeln und klarer kommu­ni­zie­ren.
  • Resi­li­enz: Emotio­nale Selbst­re­gu­la­tion hilft, stres­sige Situa­tio­nen souve­rän zu meis­tern.
  • Nach­hal­tige Verän­de­rung: Anstatt Symptome zu behan­deln, arbei­tet man an den zugrunde liegen­den Mustern.

Fazit

Das bewusste Arbei­ten mit Gefüh­len, wie es in NARM inte­griert ist, macht Coaching zu einem kraft­vol­len Werk­zeug für tief­grei­fende persön­li­che und beruf­li­che Entwick­lung. Gefühle sind keine Hinder­nisse – sie sind der Schlüs­sel zu Wachs­tum und Authen­ti­zi­tät.

Quellen: